8.12.19

Europäische TheaterpädagogInnen im internationalen Austausch


Mit neuen Mitteln in die Politik:



Vom Theater der Unterdrückten zum Legislativen Theater

Europäische TheaterpädagogInnen im internationalen Austausch

Zwei Arbeitswochen zur Anwendung neuer Demokratie-Formen aus dem Theater

1. Woche im Internationalen Tagungshaus Deinsdorf 4.-9. Juni 1996

Austausch und Vorbereitung

Erfahrungen in der europäischen und brasilianischen Theaterarbeit mit dem Theater der Unterdrückten: Workshops, politische Bildung, politische Arbeit in Schulen und Berufsfortbildungen, in dramatischer Arbeit und Therapie

Systematisierung der nun gemeinsamen Erfahrungen und gemeinsamer Entwurf neuer Anwendungen des Legislativen Theaters hierzulande

2. Woche in verschiedenen Einrichtungen in Nürnberg 10.-15. Juni ´96

Workshops und Anwendungsversuche

Workshops für Interessierte in verschiedenen Einrichtungen, öffentlich
Arbeit mit Räten und Parlamentariern, Initiativen, Organisationen, Verwaltung und PolitikerInnen, mit Presse und Einrichtungen /MultiplikatorInnen der politischen Bildung

Auswertung und Dokumentation

Vorgeschichte

Beim 1. Europäischen Treffen von TheaterpädagogInnen mit den Methoden des Theater der Unterdrückten 12.-14. Oktober 1995 in München und Gauting wurde eine intensivere inhaltliche Zusammenarbeit vereinbart, die vor allem der Übertragung der Erfahrungen mit dem Legislativen Theater in Brasilien, die in Deutschland bisher beinahe unbekannt sind, dienen soll.

Im Gegensatz zu den Methoden des Theater der Unterdrückten, die ihre Verbreitung bis in die Bundeszentrale für politische Bildung, aber auch in Bereiche der Sozialarbeiter- und LehrerInnenausbildung gefunden haben, ist in Deutschland wenig von der derzeitigen Arbeit Augusto Boals in Rio de Janeiro bekannt:

Augusto Boal hatte nach der Rückkehr aus dem europäischen Exil in der Arbeit mit seiner Gruppe eher ungewollt das Mandat eines Vereador, eines Ratsherrn der Stadt Rio de Janeiro errungen, und konnte als “Kabinett” zur Mitarbeit seine Theatergruppe anstellen. Über eine “Metabolicing Cell” (Austauschgruppe mit RechtsanwältEn und Verwaltungsfachleuten) gehen die Themen des Rathauses an die Stadtteil- und thematischen Fachgruppen, die diese wiederum in Szenen für ihre Umgebung umsetzen.
Im Forum-Theater liegt der Schwerpunkt der Handlung beim Publikum: Es soll verschiedene Lösungsmöglichkeiten für eine unbefriedigende Szene finden und in Bildern und Handlungen diskutieren. Das Publikum wird zum Akteur der eigenen Ideen, die Theaterleute fordern immer wieder neue Möglichkeiten heraus. 
 
Im gegenseitigen Vorspielen unter den Gruppen (dialoging), auf Festivals und mit der Austauschgruppe werden die Erfahrungen und Anstöße systematisiert und in Vorlagen der Verwaltung und des Stadtrates umgearbeitet. Damit gehen die Ideen von der bewußtseinsbildenden Auseinandersetzung über die Systematisierung bis zur forschenden Arbeit und zur politischen Willensbildung weiter. 
 
Eine kleinere Form ist die schlichte Befragung: Wie soll Boal in dieser Frage entscheiden, was würden Sie an seiner Stelle tun? Das Gefühl der Mitwirkung in der Demokratie kann nur durch Mit-Denken und Mit-Entscheiden entwickelt werden.

Übertragung
Um Konzepte mit hiesigen möglichen Anwendern zu entwickeln, ist ausführliche Vorarbeit nötig. Neben der Kenntnis der grundlegenden Methoden des Theater der Unterdrückten (Suhrkamp-TB seit 19791) und seiner Anwendung in der pädagogischen Praxis (Neuroth, 19942) ist die Breite der verschiedenen Einsatzbereiche und -Möglichkeiten in Schule und Flüchtlingsarbeit, Fremdsprachenvermittlung und Körpertherapie zu vermitteln.

Grundlage dazu kann ein Themenheft der Paulo-Freire-Gesellschaft in der Zeitschrift für befreiende Pädagogik sein, das im Januar ´96 erscheinen und die Erfahrungen der verschiedenen europäischen Anwender zusammentragen wird.

Zum Transfer der neuen Methoden ist aber ein intensiver Austausch mit den brasilianischen MitarbeiterInnen Augusto Boals nötig, damit auch die Einzelheiten der alltäglichen Praxis vor Ort entsprechend erfragt werden können.

Damit die Tagung schon fundiert beginnen kann, sollte dazu Material zusammengestellt werden, das mögliche Fragestellungen und Anknüpfungspunkte hierzulande enthält.
Nürnberg ist als Standort günstig, weil hier vor Jahren intensiv auch an den Kammerspielen mit Augusto Boal gearbeitet worden war und über die Jahre in verschiedenen Initiativen die Methodik weiter angewandt wurde. Das Interesse verschiedener, auch städtischer Einrichtungen und der Räte in Städten im Umkreis, zumindest etlicher PolitikerInnen dürfte hier leichter zu wecken sein. Eine Interessensmeldung aus dem Europa-Parlament liegt bereits vor.

Ob die Übertragung der belebenden Demokratie-Gedanken aus der brasilianischen Aufbruchs-Situation in unsere hilflose Sattheit und Wahnehmungs-Überforderung, unterlegt mit depressiver Hoffnungslosigkeit, gelingen kann, hängt von vielen Faktoren, aber nicht zuletzt von der Begeisterungsfähigkeit dieser Methoden ab. Eine wissenschaftliche Begleitung wäre dabei sicher eine nachhaltige Hilfe.


Fritz Letsch

Mögliche KooperationspartnerInnen:
Regenbogen Bayern
Fränkisches Bildungswerk für Friedensarbeit
Internationales Tagungshaus Deinsdorf
Theaterpädagogisches Zentrum Nürnerg
Kulturreferat der Stadt Nürnberg
1 Augusto Boal: Theater der Unterdrückten, inzwischen ergänzt seit 1989 mit “Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, Suhrkamp Frankfurt
2 Simone Neuroth: Augusto Boals “Theater der Unterdrückten” in der pädagogischen Praxis, Deutscher Studien-Verlag 1994

30.5.19

Legislatives Theater hierzulande einsetzen?

Es entstand in Brasilien, das augenblicklich wieder um seinen demokratischen Fortschritt kämpfen muss:

das legislative theater ...

... und Nachrichten vom Theater der Unterdrückten in aller Welt

Slideshare.net/FritzLetsch/cto2

liebe kolleginnen und kollegen, liebe interessentInnen,
hier ein Dokument von 1996 /97, aktuelles auf
www.formaat.org und meinen anderen Seiten http://eineweltnetz.org
ich möchte euch eine sammlung der verschiedenen nachrichten der letzten zeit zukommen lassen, die nicht so leicht umgehen:
sowohl das geschehen in rio als auch die vorbereitungen zu toronto werden selten über die allgemeine presse zu haben sein.
neben einer darstellung der italienischen arbeit steht noch die ankündigung eines eigenen projekts der ausbildung.
falls ihr die möglichkeit habt, an journalisten und zeitungsleute direkt zu kommen: diese texte sind ab sofort in den gailing-gruppen abzurufen.
als nächstes würde ich gerne einen rundbrief zu den projekten in unserem umkreis zusammenstellen,
dazu bitte ich euch um berichte, zusammenstellungen und eure planungen.
eine zusammenstellung der bisher gefundenen www-seiten (dank an christian) ist noch in arbeit.
manche suchmaschinen geben auf die namen augusto boal und paulo freire ganz gut was aus, vor allem über die neue heftige adaption in den USA.
vorher möchte ich noch einen reader aus den früheren freire-zeitschriften und den vergriffenen nummern der zeitschrift für befreiende pädagogik fertig bekommen, den ihr dann diversen pädagogen auf den gabentisch legen könnt.

Rundbrief aus der Arbeitsgruppe "Legislatives Theater" im Mandat Augusto Boals aus dem Rathaus in Rio

Der Theaterpaedagoge und Regisseur Augusto Boal war seit 1992 für die Arbeiterpartei PT als "Vereador" in den Stadtrat (oder besser mit Senat zu übersetzen?) von Rio de Janeiro gewählt worden. Seine Theatergruppe hatte der PT Unterstützung im Wahlkampf angeboten, um nachher Räume und Finanzierung für ihre Arbeit zu erreichen. Die PT wollte einen Kandidaten.
Augusto konnte die Gruppe als MitarbeiterInnen seines Mandats anstellen (ein Stab von 25 Personen ist üblich), die dann mit *Forum-Theater* die Themen des Rathauses auf die Straßen und Plätze brachten - aber vor allem auch die Reaktionen des Publikums, das im *Forum-Theater* den Ausgang des Stücks verändern soll. Eine "Stoffwechsel-Gruppe" setzte die Ergebnisse in Gesetzesvorlagen, Anfragen und Kampagnen um. Die Stadt Rio hat etwa 7 Millionen EinwohnerInnen, 42 Vereadores sitzen im Rat.

Letzter Rundbrief (#12) Rio de Janeiro, 9. Okt 1996

Liebe Freunde, letzte Woche kam bei den Wahlen in Rio die Welle des rechten Flügels mit Macht. Zum ersten Mal in der Geschichte haben wir keinen Kandidaten des linken Flügels für den Sitz des Bürgermeisters in der zweiten Wahlrunde am 15. November. In der Wahl für die Kammer der "Vereadores" vor vier Jahren hatte die Arbeiterpartei (PT) neun Abgeordnete, unter ihnen Augusto Boal. Diesmal nur sechs - Boal ist nicht mehr auf der Liste.
Aber Boal war nicht nur "vereador": Er war der Kopf einer grossen Bewegung von Leuten, die Theater der Unterdrückten in Rio praktizieren und ein neues Experiment im Gebrauch des Theaters machen. Das Mandat kann beendet werden, das Projekt nicht. Deswegen hat die Gruppe schon begonnen, die Zukunftsstrukturen für die eigenen Ziele unter vollstaendig neuen Bedingungen zu entwickeln.
Das *Legislative Theater* hat schon sichtbare Ergebnisse gebracht. Wir haben in diesen vier Jahren mit mehr als 70 Gruppen gearbeitet und unter ihnen 19 fest eingerichtet: Menschen in den Slums, Mitglieder von Kirchen, Bauern, Studenten, Arbeiter, Frauen, Homosexuelle, Spezialisten für psychische Gesundheit und deren Patienten und viele andere.
Wir haben acht Gesetze zur Verabschiedung gebracht: Ein Plan zum Zeugenschutz 1) (der erste dieser Art in Brazil), Spezialisten für Geriatrie 2) an den staedtischen Krankenhaeusern, Hilfen für behinderte Menschen in derU-Bahn und in der Stadt, ein Gesetz zum Schutz vor Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung, etc. Mehr als 30 Gesetze sind noch zu diskutieren, unter ihnen eines zum Schutz der psychischen Gesundheit und ein Gesetz gegen geheime Abstimmungen im Parlament.
Das war unser Ziel - zu übersetzen, die Bedürfnisse der Bevoelkerung zu Gesetz werden zu lassen, *Wünsche zu Recht zu verwandeln.* Boal hat zwei Bücher über diese Erfahrungen geschrieben: "Legislatives Theater" (Techniken) und: "Hier ist keiner ein Jack-Ass" (Reden).
Wir haben einen Sitz in der Kammer verloren, aber nicht unsere Ideen, unsere Ideale. Wir, Boal's Team, haben uns entschieden, mit dem *Legislativen Theater* im *CENTER OF THE THEATRE OF THE OPPRESSED* CTO in Rio weiterzumachen, am ersten Januar neu zu starten. Boal hat zugesagt, unser Berater zu sein, er hat sich grosszügig bereit erklaert, ohne Bezahlung zu arbeiten und unser Ehrenpraesident zu sein, unsere Arbeit kritisch zu begleiten und uns weiter anzuleiten.
Ausserhalb Rio's hat die die Arbeiterpartei Fortschritte gemacht: Wir waren in 56 Staedten quer durch Brasilien in der Regierung, und jetzt werden es mehr als hundert sein, einige Landeshauptstaedte eingeschlossen. Das CTO wird versuchen, mit einigen von diesen Regierungen zu arbeiten. Statt nur einen Kanal für die Kommunikation mit der Legislativen zu haben, -Boal's Sitz in der Kammer- werden wir versuchen, mit Theater und Kunst und Gesetzgebenden in verschiedenen anderen Staedten Brücken zwischen Bevoelkerungsgruppen zu bauen.
In den drei Monaten, die wir noch in der Kammer sind, bereiten wir die naechsten Schritte vor, versuchen, die meisten unserer Gruppe in der Zusammenarbeit zu halten, neue Stücke und neue Gesetze vorzubereiten. Ein Teil davon kann lokal finanziert werden. Aber um unser Projekt gründlich durchzuführen, werden wir auswaertige Unterstützung brauchen, die bereit ist, mit einer latein-amerikanischen NGO wie uns zusammenzuarbeiten. Mit einigen nehmen wir bereits Kontakt auf.
Informiert uns bitte, das waere für uns eine grosse Hilfe. Und nehmt bitte Kontakt auf, lasst sie von uns und von unserer Arbeit wissen. Wir glauben an das, was wir tun! Wir werden zu unseren Zielen, Plaenen und Hoffnungen stehen!
Unsere Adresse bleibt die gleiche - nur benutzt bitte nicht mehr das fax ...0616. Wenn ihr mehr Information über uns und unsere Arbeit wollt, ruft bitte an oder schickt einen adressierten Rückumschlag und zwei internationale Postwertzeichen.
In der Hoffnung, dass wir in Kontakt bleiben, wünschen wir euch das Beste vom Glück in eurer eigenen Arbeit: Barbara Santos, Claudete Felix, Geo Britto, Helen Sarapeck, Mauro de Sousa, Olivar Bedelack
Boal - CTO Rio Rua Francisco Otaviano, 185 - apt.41 CEP 22080-040 - Ipanema, Arpoador Rio de Janeiro - RJ - Brazil tel ++55.21.2674809; fax ++55.21.2671869
PS: Workshops mit Augusto Boal 1997: Januar: Northern Iowa University, CTO Paris, Februar: Evergreen State College, California und Seattle Public Theatre, April: Nocheinmal: Paedagogik der Unterdrückten in Omaha, Nebraska University, Mai-Juni 8. Internationales Festival der Unterdrückten in Toronto, Canada - und im Oktober in München!
Anmerkungen
1) Ein grosses Problem in Gerichtsverfahren in Brasilien: Viele Zeugen machten keine Aussagen, weil sie die Rache der Taeter fürchten müssen und bisher ohne Schutz davor waren.
2) Bisher gab es in Brasilien keine Alten-Medizin, aber mit dem Zerfall der Familienstrukturen und der Nachbarschaften landen immer mehr Alte in den Krankenhaeusern.
Heft zum Theater der Unterdrückten in europäischen Anwendungen:
*Es braucht Mut, glücklich zu sein,* Zeitschrift für befreiende Pädagogik der Paulo-Freire-Gesellschaft e.V (inzwischen nur noch im Netz)

Legislatives Theater im Netz und in Videos


  • Legislatives Theater – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Legislatives_TheaterLegislatives Theater dient zur Demokratisierung der Politik durch Theater und wurde aus dem „Theater der Unterdrückten“ von Augusto Boal in seiner Zeit als ...
  • Legislatives Theater - InterACT https://www.interact-online.org/interact/theateransatz/legislatives-theaterLegislatives Theater ist die Erweiterung von Forumtheater zu einem Instrument der Partizipation, der Demokratisierung und der Stadtentwicklung, mit dem eine ...
  • Legislatives Theater Berlin www.legislatives-theater.deInformationen zum ersten legislativen Theater in Deutschland. Harald Hahn und Jens Clausen leiten das Legislative Theater ...
  • Clausen, Jens/Hahn, Harald:Legislatives Theater Berlin – Politik im ... https://www.buergergesellschaft.de/fileadmin/pdf/gastbeitrag_hahn_clausen_k_100625.pdfLegislatives Theater Berlin – Politik im Dialog. Harald Hahn und Jens Clausen. Das Legislative Theater ist noch jung, es wurde von dem brasilianischen ...
Buch in english:

Augusto Boal: Legislative Theatre Rootledge London

Was ist Demokratie? 

3.5.19

Unsichtbares Theater

Vielleicht hast du schon mal davon gehört, aber es dir nicht vorstellen können?
Klar, es klingt erst mal unlogisch.

Theater ist immer sichtbar.

Wir alle spielen Theater. 
Letzteres sagte der der Soziologe Goffman und meinte unser soziales Rollenspiel, in dem wir manchmal Familienmenschen, manchmal Arbeitskolleg*innen spielen, manchmal Liebhaber oder Kneipenfreunde ...

Unsichtbares Theater: Du glaubst nicht, was du siehst!

Du erlebst eine Szene, in der du wieder einmal siehst, wie verrückt die Welt ist, und willst grade eingreifen, da kommt dir jemand zuvor ...

Im Supermarkt, in der U-Bahn, in der Straßenbahn, beim Gemüseladen, im Wartezimmer, in der Fußgängerzone: Die Vorbereitenden schrecken vor keinem öffentlichen Ort zurück, vor allem auch vor keinem Thema des Unrechts, der Unterdrückten.

Das Theater der Unterdrückten hat viele Methoden

die Augusto Boal seit seiner Zeit als Regisseur, Theaterleiter und Theaterpädagoge zuerst im Brasilien der 1960er Jahre, dann in Argentinien und im Exil entwickelt und zusammen getragen hatte. Vorläufer gab es schon in den kommunistischen Theatergruppen in der Weimarer Zeit, die gegen die Nazi-Propaganda und Zensur in den Untergrund gehen mussten.

In Brasilien gab es nach einer kurzen Demokratisierung einen Militärputsch und die ähnliche Ausgangslage, die Untergrund-Methoden erforderte, zur Erforschung, Erprobung und zur Entwicklung neuer Strategien.

Die zentrale und bekannteste ist sicher das Forumtheater

Eine Szene, die erst mal schlecht ausgeht, das dürften schon viele erlebt haben, aber als Methode im Theater? Da kann doch keineR aus dem Publikum nach vorne gehen und eine bessere Version ausprobieren?

Doch, wenn ein Joker, eine Kuringa, dazu einlädt, die Sache aufzulösen, die eine Gruppe zuerst als Unrecht, als Übergriff oder Gewalt identifiziert und vorbereitet hatte.

Spätere Formen wie das Legislative Theater sind bisher in Brasilien zeitweise erfolgreich gewesen, greifen aber hierzulande die vermias ch deintliche Heiligkeit der Juristerei und der gekauften Parlamente an: Wenn plötzlich die Bürger zu bestimmen hätten ...

Mit Dank an die KollegInnen und die OrganisatorInnen des Erinnerungsabend VIVA BOAL! 

Eine Erinnerung an Leben und Werk des brasilianischen Theatermachers Augusto Boal, der am 2. Mai 2009 verstarb – und ein Blick auf sein Theater der Unterdrückten heute, zehn Jahre nach seinem Tod.
Mit Nora Amin, Fritz Letsch, Bárbara Santos und Henry Thorau, eingeleitet von Christoph Leucht, moderiert von Till Baumann

in der Kuringa Theaterwerkstatt Berlin am 2.Mai 2019

Allein die Reaktionen von verschiedenen Behörden bis Veranstaltenden auf das Wort "Unterdrückten", die sich durch den Abend zogen, machten deutlich, wie die jeweiligen ReGierungen ihre Verhältnisse betrachten: "Bei uns gibt es keine Unterdrückten, wir brauchen das nicht!"

Literatur: 

Augusto Boal, Theater der Unterdrückten, Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, suhrkamp TB 12.-

Henry Thorau, Unsichtbares Theater, Alexander Verlag Berlin

Paulo Freire, Pädagogik der Unterdrückten, Pädagogik der Hoffnung, Pädagogik der Autonomie ...

21.2.16

Künstliche Fotosynthese: Solar-Guerilla



Schon ein witziger Gegensatz, der clandestine Text und die laute öffentliche Verkündung, die Energie- und Solar-Halle des Deutschen Museum ist doch recht hallig geraten ... aber es passt zur Größe der Idee!

22.8.13

Legislatives Theater: Die Unrechts-Zustände veröffentlichen und verändern: Szenen dazu vermitteln

regelmäßig reden Politiker davon, dass bei uns alles über-reguliert sei: Das ist sicher an vielen Handelsthemen richtig, denn die Klassen von Gurken und Äpfeln in europäischen Standards sind inzwischen international umkämpftes Export-Feld

Die Frage ist, wie weit wir das "von oben herab" für uns als Bindung empfinden, wie wir unseren Alltag neben den interational agierenden Supermärkten organisieren, um nicht an schadstoffbelastetem chinesischem Gemüse und Obst zu landen.

Als demokratisch erzogene und idealistisch denkende Menschen wollen wir bei der Gestaltung der uns betreffenden Gesetze mitwirken, und so manches alte Gesetz aus dem 3. Reich wird uns immer noch als gültig präsentiert. Die Psychiatrie, aber auch Teile der Medizin und vor allem die Justiz haben diese Fortsetzung wenig reflektiert, die kleine Bewegung der Reformen wurde von den behäbigen Kräften erstickt:

Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren!
Der Spruch bezog sich nicht so sehr auf das Mittelalter, als viel mehr auf jenes germanische 1000jährige Reich, das zwar nach nur 12 Jahren räumlich untergegangen war, aber mit seinen Mechanismen weiter wirkt - in manchen anderen Ländern noch weniger reflektiert als in unserem.

Faschismus: Die Verfügung über andere Personen 
Die Grundlagen der Demokratie als Selbstbestimmung der Menschen ist gerade durch das Schulsystem schon oft als autoritäre Persiflage vermittelt: Wir wollen nur dein Bestes!


Autoritäre Über-Belastungen führen zur De-Pression
Aus Situationen der Machtlosigkeit entstehen Haltungen und Situationen der Depression: Ob aus autoritärer Unterwürfigkeit, wie sie brutale Erziehung mit Prügeln erzeugt, oder aus ökologischer Verzweiflung, ob aus religiösen Verzweiflungen und Verfehlungen oder aus philosophischer Hoffnungslosigkeit: Die Kraft schwindet plötzlich, allein.

Aus der Unterdrückung und Verzweiflung ausbrechen: 
Unsere aktuelle gesellschaftliche Haltung zur Krankheit schickt uns in Einzeltherapie oder zur Psychopharmaka, das Leiden länger auszuhalten, aber es gibt auch eine politische Lösung:


Gemeinschaftlich und kommunikativ 
Gemeinschaftliche Theaterarbeit kann die gemeinsamen Themen aufgreifen, wenn die erste Schwelle überschritten ist: Deine Depression / Burn-Out / Verwirrung ist nicht nur deine Privatsache, sie ist gesellschaftliche Situation. Wie du damit umgehst, ist allerdings deine Sache!

Wir gehen nicht an privat orientierte therapeutische Fragestellungen, sondern an die gesellschaftlichen, politischen Fragen. Armut bis Zukunftsangst sind die Themen ALLER, die Frage ist nur, bei welchem Thema du wach wirst, betroffen bist, dass du was unternehmen magst.

 (wird fortgesetzt)
ehemaliges Militärgelände München: 
Inzwischen ist die Mischung aus Kriegskinder / Kriegsenkel / Nachkriegskinder -Thematik mit den Mißbrauchs-Offenlegungen wie bei den Domspatzen für Viele zur Anregung geworden, über die eigenen Gewalt-Erfahrung in Erziehung und Schule, damals "normal", aber heute als Struktur einer Ängstlichkeit, bei Manchen von richtiggehenden Angststörungen und Panik-Attacken, aber auch Mutlosigkeit.

Therapie ist besser als Medikamente,  
 außer, eine medizinische Verordnung ist unumgänglich, dazu sollte auf jeden Fall eine Selbsthilfegruppe zusätzlich oder eine begleitende Form gefunden werden, die wie in der Posttraumatischen Belastungsstörung zur Entlastung und Wiedergewinnung der Lebensfreude und Energie am Leichtesten in der Gestalttherapie gefunden werden kann,

vielleicht entsteht jetzt auch einmal eine Theatergruppe dazu? Melden: fritz @ joker-netz.de

3.7.13

Methoden politischer Auseinandersetzung, Bildung, Organisation und Veränderung entwickeln

Beim Hungerstreik der Asylbewerber mussten Politiker und Öffentlichkeit eine Situation zur Kenntnis nehmen, die sie zu lange verdrängt haben.

Erschreckend wie ein scharfer Schmerz, ein Kollaps oder ein Krebs-Befund wurde unser nettes selbstverliebtes Münchner Herz vom Touristen-Idyll zum Auseinandersetzungsplatz um Abschreckungspolitik und Menschenwürde. Die bayrische Art der Abwehr setzte sich durch.

Unsere bayrische CSU-geprägte Verwaltung ist die hartherzigste im ganzen Land und hält mit RESIDENZpflicht, wie die Konzentrations-Lagerpflicht genannt wird, billigen Essenspaketen und Arbeitsverbot, Familien getrennt und Flüchtlinge zur Verwaltung gefangen.

Hungerstreik kennen wir schon lange nicht mehr als politisches Mittel, und die gesamte Kommunikation drum herum musste schief gehen, als der unglückliche Bezug zur RAF hergestellt wurde, der politischen Menschen aus anderen Ländern bekannter scheint, als Ghandi und der indische Befreiungskampf.

In Jahren der Auseinandersetzung haben die AsylbewerberInnen so viele Absagen, Hinhaltungen und Verweisungen erlebt, dass nicht nur Einzelne in den Selbstmord getrieben, Viele in Gewaltregime abgeschoben wurden, wozu inzwischen auch UNGARN gehört, sie haben den Tod nebenan kennengelernt, und die harten Reaktionen der Verwaltenden und un-Verantwortlichen.

Das Unverständnis reicht bis in die internationalen Aufstände, die allerdings weit weg sind. Und nun suchen Hiesige nach Reaktionen auf die Abhör-Skandale, von denen wir schon länger wissen können.

Demonstration ist nur EIN Mittel, Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung zu erzeugen, dafür ist es noch längst nicht so weit. Das Begreifen der Verhältnisse braucht erst mal ein paar neue Versionen, denn die Ungeheuerlichkeit der Überwachung ist ja zu Teilen schon bekannt gewesen:

Wir sind hier in einem freiheitlichen Spielplatz innerhalb der NATO, die die weltweiten Kriege auch der USA führt, von Ramstein aus werden Mörder-Drohnen in Pakistan gesteuert, der Terror ist ein Staats-System, das durch die neuen Möglichkeiten der Daten-Offenlegung angegriffen werden kann.

Diese Fähigkeiten anzuwenden und sich durch ein Netzwerk von aufgeklärten Menschen zu schützen, halte ich für die ersten Grundlagen. Dann können Initiativen und Parteien die öffentlichen Reaktionen organisieren, von denen ich mir aber nicht so viel erwarte:

Unsere Demokratie ist durch geschwätzige und begrenzte Billig-Medien aller Art zu dumm gemacht worden.

Bildungsarbeit braucht Methoden, die dem Motiv und der Auseinandersetzung angemessen sind

Organisationsstrukturen der neuen Art: Internationale Foren, Plena und Partnerschaften

Veränderungsstrategien aus der eigenen Lernsituation und gemeinsam mit den anderen Betroffenen, nicht stellvertetend ...
Fortsetzung vielleicht auf http://sozialwissenschaft.wikispaces.com

12.5.13

Kleiner Öko: Ein 19-jähriger kann die Meere retten

Kleiner Öko: Ein 19-jähriger kann die Meere retten: Boyan Slat und seine Idee gegen die Millionen Megatonnen Müll im Meer ( boyanslat.com ) Schwimmende Inseln, mit der Größe von 16 mal Ös...

22.3.13

Zukunftswerkstatt in der Postdemokratie: Bewegungen und ihre Kräfte

Peter Weiss und Robert Jungk
Als Robert Jungk in den 60er Jahren die Ideen des Arbeiterpriesters Danilo Dolci zu neuer Dimension demokratischer Mitwirkung erweiterte, war die Hoffnung in politische Beteiligung noch groß, die Struktur der alten Herren aber noch mächtig.

Die alten Herren waren aber schon wieder an der Aufrüstung, Westdeutschland sollte mit einer Bundeswehr ausgerüstet und als Bollwerk gegen die Sowjetunion geführt werden.

Dafür belog Adenauer das Parlament zwei mal, hatte längst Gespräche zur Wiederbewaffnung geführt, und die Geheimdienste, Konzerne und Funktionäre des 3. Reiches hatten sich mit amerikanischer Hilfe wieder etabliert.

Trotz alledem hoffte Jungk auf die Friedensbewegung, Demonstrationen, Versöhnung, und in der Zeit Willi Brandts war noch einmal Hoffnung, die mit der Nachrüstung und einer langen korrupten Zeit unter Kohl bis Merkel zu gnadenlosem Neoliberalismus und ewigem Waffenhandel einschließlich SPD und Gewerkschaften alles zu Geld macht.

Nun haben wir wieder viele Bewegungen auch junger Leute, die einen anderen Lebensstil als den Untergang im Rohstoffkrieg suchen, doch ist die Frage der persönlichen Lernstile und der politischen Wirkung nicht immer hoffnungsvoll: 


o'pflanzt is: ein wunderbarer Ausgleich, ein schönes Lernfeld, auch für neues soziales Verhalten in der vereinzelnden Stadt, befremdlich für die Geflüchteten, die eine berufliche Zukunft suchen.

Demokratische Mitwirkung in den Parteien wurde zur deformierenden Ochsentour, die nur noch für Karriere-Planende erstrebenswert ist, denn Lobby-Verbände bis hin zur Atlantik-Brücke haben die NATO-Politik und die Medien, die Gesetzesentwicklungen und die Mehrheiten fest im Griff: Der Rest ist abgehängt, es wird keine Veränderungsmehrheit mehr geben können.

Faschismus kann so freundlich sein: Uns geht's gut, der Rassismus und die "politische Korrektheit" sind der normale Untergrund, der die Gemeinden spaltet, in Menschen und Unmenschen. Letztere nennen erstere nun wieder Gutmenschen, wie im Stürmer damals.

Wie kann eine Zukunftswerkstatt qualifiziert damit umgehen, ohne in Illusionen zu geraten?

In der ersten Phase, der Kritik oder Analyse, brauchen wir schon den Blick auf die Machtverhältnisse, denn die Ausgangslage muss auch für unsere politische Wirksamkeit genau beschrieben werden.

Belastend sind dabei die Menschen mit Katastrophen-Szenarien, in denen sich manche selbst und ihren kleinen Kreis retten wollen, weil sie sich dabei zu sehr von den gemeinsamen Lösungen abgrenzen.

Die Utopie-Phase lässt sich auch durch eine Mätopie-Phase ersetzen, wenn die Kräfte und Stimmungen entsprechend sind: Es könnte für manche Gruppen-Konstellationen leichter sein, durch die gemeinsamen Ängste und Befürchtungen zu gehen, statt die Enttäuschungen nach zu großen Hoffnungen als Illusionen zu verkraften.


Wichtig bleibt, den Austausch intensiv und persönlich auch zu den gemeinsamen nächsten Schritten zu begleiten: 

Wo fange ich demnächst an, wie verabrede ich die gemeinsamen Schritte, wie behalte ich die Konzentration in den ganzen Angeboten und Nachrichten?

Wie sehen meine wichtigsten Kreise und Partner die Situation, wie können wir den Austausch zur regelmäßigen Reflexion gestalten?

Drei Termine in der nächsten Zeit in München, bzw. auf Radio Lora München 92,4

  9.9. Gegensprechanlage mit Dr. Ruth Sander zur politischen Aufstellung
11.9. Paulo Freire heute: Oscar Jara berichtet aus südamerikanischer Praxis

12.9. Aus eigenen Erfahrungen gemeinsam lernen: Workshop Systematization






1.2.12

„Leben auf (zu) großem Fuß“ – Umweltverbrauch messen -

„Leben auf (zu) großem Fuß“ – Umweltverbrauch messen Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse, dies ist die zentrale Botschaft des „Living Planet Reports 2010“, den der WWF gemeinsam mit dem Global Footprint Network im Oktober 2010 vorgestellt hat. Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, 1985 gegründet von Zukunftsforscher Robert Jungk (1913-1994) Verteilt man die natürlichen Schätze gerecht, stünden bei der aktuellen Weltbevölkerung jedem Erdenbürger maximal 1,8 Hektar zu. Doch die Realität sieht anders aus: In den reichen Staaten ist der ökologische Fußabdruck der Menschen rund fünf Mal so groß wie in den ärmeren Ländern. Österreich oder Deutschland steht mit rund fünf Hektar pro Kopf im Mittelfeld. Besonders verschwenderisch leben die Menschen u. a. in den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA mit einem Pro-Kopf Verbrauch von nahezu zehn Hektar. Negativ schlägt vor allem der hohe Energieverbrauch mit dem damit verbundenen CO2-Ausstoß zu Buche. Mittlerweile geht fast die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks auf die Bereitstellung von Energie zurück. Die JBZ hat im Auftrag der Umweltabteilung des Landes Salzburg didaktische Materialien entwickelt und 2008-2010 die Umsetzung von Schulworkshops, Infoständen u. a. betreut [Mag. Silvia Aschenberger]. Letztere Aufgabe wurde 2011 an das Ökoinstitut Salzburg abgegeben. Die JBZ bleibt aber dran am Thema. Aktualisierung des Fußabdruckspiels 2011 wurde etwa bereits das „Fußabdruck-Spiel“ aktualisiert auf den neuesten Datenstand und derart adaptiert, dass dieses nun auch in Deutschland und in der Schweiz einsetzbar ist. Neue Publikationen zum Ökologischen Fußabdruck In der Zeitschrift Pro Zukunft 2011/1 gibt es ein Kapitel „Umweltverbrauch messen“, in dem drei aktuelle Publikationen zum „Ökologischen Fußabdruck“ vorgestellt werden. Projektbetreuung: Mag. Hans Holzinger http://www.jungk-bibliothek.at

8.3.05

interkulturelle Zukunftswerkstätten

Zukunftswerkstatt ist in unserer Kultur schon nicht leicht und für viele Menschen nicht vorstellbar.

Die Arbeit von jugendlichen Migranten-Gruppen aus dem Kosova war hier aber so erfolgreich geworden, dass eine Einladung, eine Zukunftswerkstatt zum Wiederaufbau in der dortigen Nachkriegssituation mit den dortigen Jugendlichen zu veranstalten, zustande kam.

Einer von drei Teilen: In Kline und Godanc gab es weitere Werkstätten:

Kramovik in Kosova, August 2003

Ein Dorf am Fluss, ein Kieswerk mittendrin.
Die Schule etwas oberhalb, stolz und frei stehend, Kiespisten, ein Sportfeld, darüber ein kahler Hügel, Schotter vom lange schon stillgelegten Chrom-Bergwerk. In Tal-Einschnitten Wacholder und Eichen.

Die Klassenzimmer sind gross und hell, freundlich. Im Flur die Helden kosova-albanischer Geschichte, im Lehrerzimmer ein grosser moderner Tisch.

Die Kleinkindergruppe und der Hort müssen immer umräumen, wenn der Raum als Klassenzimmer genutzt wird, Schule ist in zwei Schichten, vormittags und nachmittags.
Am ersten Tag werden wir dem Rektor in seinem Büro vorgestellt, stolz steht dort ein Computer hoch auf dem Tisch. Es sind Ferien, August.

Wir starten mit der Gestaltung eines Klassenraums, mit vorbereiteten Plakaten und Krepppapier für Blumen, machen eine Vorstellungsrunde, in der klar wird, wer von den Mädchen und Burschen deutsch versteht, und wer übersetzen kann.

So geschieht die Anleitung in Übersetzung, die Arbeit in den Gruppen in albanischer Sprache; die Vorstellung der Ergebnisse meist zweisprachig.

>Ob wir die Analyse (Kritikphase) mit der Frage "was fehlt" / "was brauchen wir in unserem Ort" eingeleitet und damit das defizitäre Moment angesprochen haben, sollten wir - auch in den Übersetzungen - noch gründlich reflektieren, der Focus sollte bei der Veränderung des Bestehenden bleiben, drehte sich aber immer wieder in die Frage nach der Hilfe von draussen.<

Am zweiten Tag kommt auch kurz ein Lehrer-Kollege dazu, der uns den Plan für den Aufbau eines zweiten Stockwerks und der Gestaltung der Aussenanlagen einschliesslich Kostenplan ausführlich erläutert, als wären wir seine Sponsoren.

Am diesem 2. Tag sind - neben diesem und unserem "Betreuungslehrer" auc h die ersten Gäste da: Neffen und Nichten aus Norwegen, der Schweiz und Deutschland, die jeden August "nach Hause zur Familie" kommen. Obwohl zum Teil schon langjährig im politischen Asyl, zählt ihnen die Familie hier sehr viel, und manche haben hier auch noch ein Haus stehen.

Sie wollen gerne -so weit möglich- mitwirken. Im Rahmen des Verlaufes gebe ich ihnen auch gleich, entsprechend den schon arbeitenden Kleingruppen, die Aufgabe, aufzuzeichnen, was sie sich zu einem angenehmen August-Aufenthalt im Ort wünschen und was sie selbst dazu beitragen können.

Im Nu sind hier der Kulturtreffpunkt mit Bibliothek und Volkstanz-Raum zu Disco und Internet-Cafe, die Sport- und Erholungs-anlagen ergänzt, und es entsteht - aus einer Gruppe, die zum Rauchen ins Lehrerzimmer gefolgt war, die Entwicklung des Jahresplanes in Projektschritten, wie die Verwandten im Ausland in die Entwicklung des Dorfes eingebunden werden können.

Angefangen mit einem Brief, Adresslisten der Verwandten und ehemaligen Schüler, sollen deren Wünsche und mögliche Beiträge abgefragt werden.

> Wird sich zeigen, ob ein Brief das richtige Medium war: Durch die in der serbisch beherrschten Zeit geschlossenen albanisch-sprachigen Schulen sind die Meisten nicht so sehr am Schreiben, eher am Telefon: Vielleicht brauchen wir eine Interview-Anleitung, Mailing-Listen, eine Homepage dafür etc.? <

Einige machen sich auch gleich ganz praktisch an die Planung: Der riesige Dachboden der Schule könnte für den Sommer einen Einbau in Gipskarton-Platten bekommen, der das Internet-Cafe (und vielleicht sonstige sommerliche Infrastruktur) aufnehmen könnte, die das Jahr über dann der Schule zur Verfügung steht.

Die ersten Schritte, ein paar Computer einzusammeln, einen Satelliten-Anschluss zu erkunden und damit den Hintergrund für eine kleine Welt-Verbindung aufzubauen, sind gestartet.

Im Kontakt waren - für die sichere Umsetzung der Strategie und die gemeinsame Weiter-Entwicklung - die Rollen etwas zu offen geblieben, die Wünsche und die eigenen Beiträge in der Gruppe oft schnell vermischt. Wird sich zeigen, wie Lehrer und Lehrerin, Hortleiterin und Handwerker, Student und SchülerInnen in ihren Alltags-Situationen daran weiterarbeiten.

Die persönlichen Wünsche der Jugendlichen zur eigenen Ausbildung und Arbeit (Hotelfachfrau, Apotheker, KFZ-Mechaniker ...) brauchen Entwicklung im Ort, in Zimmervermittlung, Tourismusbetrieb liegen die Chancen des idyllischen Berglandes mit nun wachsendem deutschsprachigen Anteil wie Schweiz und Südtirol ...

Wie es allerdings zu einer gemeinsamen Entwicklung auch den verschiedenen Familien im Ort kommen kann, die verschiedener Herkünfte und Religionen sind, aber rund um das Tag und Nacht klappernde Kieswerk wohnen und arbeiten; ...

... wie das Kieswerk aus der Ortsmitte zum verantwortlichen Umgang mit dem Fluss kommt, wie die Hügel über dem Ort aufgeforstet und gestaltet, die Bahnlinie wieder in Betrieb genommen wird ... wird auch von den Stimmungen und politischen Verhandlungen abhängen, und von der Vision einer unabhängigen europäischen Region auf serbischem Boden ...

Die Gefährdungen durch jeweils gefärbte Aufrechnungen der Verbrechen, durch rassistische und sich über andere erhebende Parteigruppen sind natürlich gross, und die Verhinderung neuer Ansätze durch Korruption bleibt wahrscheinlich, so lange nicht ein nachbarliches Gemeindebewusstsein wieder-belebt wird, das bereit ist, für die Gemeinschaft der Familien Verantwortung zu tragen.

Darauf würde ich bei dem soliden Familienbewusstsein bauen, und ich hoffe, dass die EU- Verwaltung die Entwicklung kommunaler Demokratie fördert.

Im (Au)Gust 2004 werden wir sehen, wie sich Kramovik präsentiert: Als international besuchtes Familientreffen oder Zeltlager, mit Festen und Tanz-Aufführungen, Vorstellungen der verschiedenen Partner-Länder ...

Fritz Letsch

10.1.05

Beteiligung braucht Rechte

Legislatives Theater entstand in Rio de Janeiro:

Gruppen und Initiativen entwickelten Szenen ihrer verletzten Rechte und Gestaltun
gsmöglichkeiten, das Publikum erprobt spielerisch Änderungsmöglichkeiten.

Die Versuche werden protokolliert, diskutiert, z
u Gesetzesvorschlägen verdichtet.
Augusto Boal hatte die Möglichkeit,




Gegen den Trend:

In der derzeitigen Politik wird durch De-regulierung das Recht eher noch mehr marktgerecht gestaltet und gedacht, durch neo-liberale Konkurrenzgestaltung den Geschäften der Vorrang eingeräumt, die demokratische Gestaltung für unsinnig, unmöglich oder unqualifiziert erklärt.

Experten wissen alles besser, haben untersucht, erklären, was wir brauchen sollen.
Die Fähigkeit, unsere direkte Umwelt zu gestalten, würde uns motivieren, verantwortlich machen. Die uns entfremdete und nicht mit-gestaltbare Welt wirkt feindlich, revierbesetzt und bekämpfenswert, und wenn es nur durch Abfall ist ... oder Zerstörung.

Eine Welt, in der mir kein Platz, keine Mitwirkung eingeräumt wird, ist nicht lebenswert.

Jeder Mensch muss sich seine Welt erobern können.

Zuerst können wir das bei unseren Eltern, aber schon in der Schule erleben wir viele Strukturen, in denen wir nicht stören sollen, nur Gast sind, keine wirklichen Spuren hinterlassen sollen ...