10.1.05

Beteiligung braucht Rechte

Legislatives Theater entstand in Rio de Janeiro:

Gruppen und Initiativen entwickelten Szenen ihrer verletzten Rechte und Gestaltun
gsmöglichkeiten, das Publikum erprobt spielerisch Änderungsmöglichkeiten.

Die Versuche werden protokolliert, diskutiert, z
u Gesetzesvorschlägen verdichtet.
Augusto Boal hatte die Möglichkeit,




Gegen den Trend:

In der derzeitigen Politik wird durch De-regulierung das Recht eher noch mehr marktgerecht gestaltet und gedacht, durch neo-liberale Konkurrenzgestaltung den Geschäften der Vorrang eingeräumt, die demokratische Gestaltung für unsinnig, unmöglich oder unqualifiziert erklärt.

Experten wissen alles besser, haben untersucht, erklären, was wir brauchen sollen.
Die Fähigkeit, unsere direkte Umwelt zu gestalten, würde uns motivieren, verantwortlich machen. Die uns entfremdete und nicht mit-gestaltbare Welt wirkt feindlich, revierbesetzt und bekämpfenswert, und wenn es nur durch Abfall ist ... oder Zerstörung.

Eine Welt, in der mir kein Platz, keine Mitwirkung eingeräumt wird, ist nicht lebenswert.

Jeder Mensch muss sich seine Welt erobern können.

Zuerst können wir das bei unseren Eltern, aber schon in der Schule erleben wir viele Strukturen, in denen wir nicht stören sollen, nur Gast sind, keine wirklichen Spuren hinterlassen sollen ...

1 Kommentar:

Fritz Letsch hat gesagt…

Tagung
des Netzwerk der Zukunftswerkstatt-ModeratorInnen
des Verein Zukunftswerkstatt e.V.
der Robert-Jungk - Bibliothek Salzburg
und ...
in der Ev. Akademie Bad Boll

Mo 7. bis Mi 9. November 2005

Tatort Zukunft

klären - stärken - handeln

Aufgaben von Zukunftswerkstätten heute

weitere Untertitel / Arbeitsthemen

Ein weiter Blick mit Mut und Hoffnung
Bilanz und Perspektiven von Zukunftswerkstätten

Zukunft - ein Projekt mit Hoffnung
Ermutigung durch Zukunftswerkstätten

Hoffnung durch Widerstand
Über den aktuellen politischen Auftrag der Zukunftswerkstätten

Wege zu einer konkreten Utopie
Durch Zukunftswerkstätten klären, stärken, bewegen

Zukunftswerkstätten sind demokratische Gruppen-Arbeitsformen in partizipativer politischer Absicht. Sie sind darauf angewiesen, daß bei den Teilnehmenden eine begründete Aussicht auf positive Veränderung der Verhältnisse besteht.

Sie werden möglich, wenn es erkennbar objektive Möglichkeiten und subjektive Fähigkeiten zu einer solchen Veränderung gibt. Zukunftswerkstätten brauchen und entwickeln Utopien und Visionen; und nicht zuletzt müssen die Moderatorinnen und Moderatoren überzeugte Repräsentanten eigener Hoffnungen sein.

Zukunftswerkstätten erreichen ihr weitgestecktes Ziel, wenn ihr Netzwerk auch mit jenen Strömungen und Organisationen verbunden ist, die in der gegenwärtigen Situation Widerstand organisieren und das "Projekt Ermutigung" am Leben erhalten.

Die Tagung orientiert sich am politischen Erbe Robert Jungks, der in seinem Leben und in der Arbeit gegen den "Atomstaat" und für einen Sttat der mündigen Bürger gewirkt hat und will dazu beitragen, seine radikaldemokratischen Ideen, seine friedens-politischen Ansätze und seine ökologischen Vorstellungen zu aktualisieren.

Intention ist es, unsere "Zukunftsfähigkeiten" in einem ganz emphatischen Sinne zurückzugewinnen und zu stärken. Dies soll geschehen durch

 ein Tagungsprogramm, das sich großem Ernst auf die Dimensionen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation einläßt;
 eine offene Einladung an alle Interessierten, produktiv am Ziel dieser Tagung mitzuwirken;
 durch eine Form der Begegnung und Zusammenarbeit, die gewährleistet, daß alle Potentiale, die sich in Bad Boll versammeln, sich gegenseitig anstiften, in dieser düsteren Zeit die Hoffnung auf eine andere Zukunft wieder zu beleben.

Ausgangslage:
In einem dramatischen Ausmaße erleben wir gegenwärtig die Zerstörung unserer Hoffnungen auf eine Zukunft, in der die Menschen auf dieser Welt in Frieden, in gesicherter Existenz und ausgestattet mit allen Möglichkeiten ihrer Selbstentfaltung leben können.

Kriege und Kriegsgefahren, organisierter Terrorismus, die Vernichtung der Lebensgrundlagen großer Teile der Weltbevölkerung durch einen zügellos globalisierten Kapitalismus und am Horizont bereits erkennbar ein neuer Kulturkampf der "christlich-abendländischen" Welt gegen den Islam hinterlassen tiefe Spuren der Resignation und der Angst.

In Deutschland erleben wir einen radikalen Umbau der Gesellschaft, den es in dieser Form und mit so unübersehbaren Folgen seit Kriegsende nicht gegeben hat. Zerschlagen wird das soziale Sicherungssystem des Sozialstaats, ausgehöhlt werden die demokratischen Normen unserer Verfassung. Die gegenwärtige Regierung bereitet die Grundlagen für einen Überwachungsstaat ohne nennenswerten Widerstand vor. Die Gewerkschaften stehen in ihrem Abwehrkampf mit dem Rücken an der Wand.

Zukunft ist angstbesetzt. Die verbreitete Angst und Resignation lähmt viele Menschen und läßt sie zuerst einmal nur an sich und ihr eigenes Überleben denken. In dem Konzept einer "Ich AG" kommt beispielhaft das Grundprinzip einer neuen Gesellschaftsordnung zum Ausdruck, in der für unsere Hoffnungen auf ein solidarisches und menschenwürdiges Zusammenleben kein Platz mehr ist.
Bei der Weltkonferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung haben sich 1992 über 170 Staats- und Regierungschefs zur Zukunftsbeständigkeit (Sustainability) verpflichtet und ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert verabschiedet, in dem besonders Kommunen weltweit aufgefordert wurden, in einem partizipativen Prozeß unter Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger vor Ort und in globaler Auswirkung eine Entwicklung in Gang zu setzen, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig ist – auch noch für künftige Generationen. Im Blick waren besonders der den Bestand der Erde gefährdende Ressourcenverbrauch wie auch die wachsende Kluft zwischen arm und reich.

Heute – nach Rio und der Folgekonferenz in Johannesburg – ist die Weltgesellschaft noch sehr weit von dem nötigen Qualitätssprung entfernt. Eine globalisierte Ökonomie fragt nicht nach notwendiger Begrenzung, sondern verschärft die sozialen Gegensätze genauso wie den Klimawandel. Auch in Deutschland wachsen die sozialen Spannnungen und die Schere zwischen arm und reich, während gleichzeitig die Spielräume von Staat und Kommunen kleiner werden.
Der einhergehende strukturelle Wandel und die damit verbundene Individualisierung erschweren Interessenbildung und – vertretung von unten. Es besteht die Gefahr, dass Resignation und Apathie die Oberhand gewinnen und Visonen wie Aktivitäten der Zivilgesellschaft in der Medienflut untergehen. Können in dieser Situation der Stagnation, des „Bitte nach Ihnen“ zivilgesellschaftliche Gruppen den notwendigen Qualitätssprung in Richtung Umwelt und Gerechtigkeit durch neue wie alte Formen der Selbstorganisation vorbereiten und einleiten? Wir setzen hier auf die Tradition der Zukunftswerkstätten.

Vorgehen:
Raum für Erfahrungsaustausch und Erinnerung
Nur Bewusstsein für Geschichte gibt Zukunft: Zurück- und Vorwärtsdenken
Open Space --> Wie Räume für Mitwirkung und Demokratie neu entstehen
Partizipative Arbeitsweisen: Von der Moderation bis zum Partizipativen Haushalt
Gemeinsinn-Werkstätten
bitte ergänzen!

Legislatives Theater

Die Schritte zum Legislativen Theater

1. Eine Gruppe definiert ihr Thema: Was wir verändern wollen.
2. Das Unrecht der bisherigen Situation wird in klaren Forum-Bildern deutlich gemacht.
3. Die Gruppe zeigt die Szenen den jeweiligen Beteiligten / Verantwortlichen, aber auch KollegInnen, Nachbarn etc., um die Szenen zu verbessern und um die ersten Reaktionen zu notieren, bis
4. klare Gesetzesvorschläge zur Veränderung der Unrechts-Situation entstehen. Das beinhaltet natürlich auch den möglichen Weg zum zuständigen Gremium in der Stadt- / Landespolitik.
5. Die Szenen werden den Betroffenen und den Verantwortlichen so lange vorgestellt, bis die politische Situation verändert ist.

Ausführlicher auf der Homepage http://home.arcor.de/letsch/cto-rio.htm
oder im Buch »Legislative Theatre« (in English) bei Routledge, London 1998
sowie im Forum zu partizipativen Arbeitsweisen
http://www.fritz.forumservice.de/ sowie mit Boal auf Linz 2004
http://home.arcor.de/letsch/linz2004.htm

Ziele der Tagung
Hilfe zu klärenden Methoden finden
Elemente für heutige Utopien austauschen
Zukunftsträchtige Kräfte identifizieren
...

auf Grundlage des Textes von Edgar Weick, bearbeitet von Jobst Kraus und Fritz Letsch